2019 Naturexkursion in Stein: Gärten
Dieses Jahr fand die Exkursion vom 5.Mai nicht in der freien Natur statt, sondern im Siedlungsraum. Sie diente der Sensibilisierung und Information zugunsten der Artenvielfalt ("Biodiversität im Siedlungsraum"), indem 4 NVS-Mitglieder ihre Privatgärten zum Besuch zur Verfügung stellten. Die Fotos stammen von Mechthild Babel, herzlichen Dank!
Bei einem Willkommenskaffee mit Zopf konnte der Präsident 19 Vereinsmitglieder und Andrea Porriciello als Delegation des Gemeinderates begrüssen. Bei trockenem aber winterlich kaltem Wetter machten sich alle unter der professionellen Leitung von Frau Katja Sattler, Fachfrau für Naturnahen Garten- und Landschaftsbau (www.setzholz.ch) auf den Weg. Bei jedem Standort boten sich "Aufhänger" in Form positiver Beispiele und Optimierungsmöglichkeiten, um grundsätzliche Empfehlungen zu geben, die in der Regel für private Gärten ebenso wie für öffentliche Grünflächen gelten.
Ausserhalb des Werkhofs wurden neben den Hochstammbäumen auch die Blumenwiese und die noch ungemähten Rabatten geschätzt. Damit sie der Artenvielfalt wirklich dienen, sollten sie so spät gemäht werden, dass sie versamen können. Dies ist auch für mehrjährige Pflanzen langfristig überlebensnotwendig.
Ruth und Johannes von Siebenthal haben stets darauf geachtet, zum Grossteil einheimische Bäume und Sträucher zu pflanzen. Frau Sattler empfiehlt, zugunsten der Insekten und Kleintiere mindestens 80% bewährte, einheimische Büsche und Sträucher zu pflanzen, und höchstens 20% fremdländische oder hochgezüchtete, die der lokalen Tierwelt nicht viel bringen.
Der Garten regte auch zu Kommentraren betr. Wasser an: Die Durchlässigkeit des Bodens als Grünfläche oder Kiesbelag ist wichtig für die Durchlässigkeit bei Starkregen. Und wenn möglich sollte wie hier Regenwasser vom Dach gesammelt werden. Dieses ist für die Bewässerung besser geeignet als mineralienhaltiges Leitungswasser.
Bei Fredy Niederer und Familie fiel vor allem die Flächentrennung in einen nischenartig eingerichteten Wohnteil und einen für die Natur reservierten, separaten Flächenteil auf. Blumenrasen mit Gehweg und Beete, in denen (fast) alles wachsen darf, dienen der Artenförderung. Sogar der Maschendrahtzaun am Parzellenrand ist an einer Stelle zuunterst dreieckig ausgeschnitten, damit der Igel, der dort oft umherstreift, auch einen Durchgang vorfindet.
Bei Therese und Fredi Seiler stand vor allem die altehrwürdige Eiche im Zentrum, die nach Berechnungsformeln im Internet 150-250 Jahre alt sein soll. Ihre Äste sind auch extrem ausladend, da sie wohl schon immer allein und nicht in einem Baumverband stand. Auf Eichen lässt sich ein grosses Loblied singen, denn sie bieten von unseren Bäumen wohl der Höchstzahl von Organismen Unterschlupf und Nahrung. Grosse Bäume sollten ohnehin mit viel Respekt gepflegt und nicht leichtsinnig gefällt werden, auch wenn sie manchmal dem verdichteten Bauen im Wege stehen.
Bei Halbzeit der Wanderung durfte die leicht unterkühlte Gruppe dann von warmem Tee und Kaffee, gesponsert und serviert von Seiler's, profitieren, herzlichen Dank!
Bei Thomas Kaufmann und Familien wurde das "Bluemegärtli" mit seiner Vielfalt und das Stehenlassen eines alten, teils abgestorbenen Baumes geschätzt, ebenfalls die Säulenpappeln am Parzellen- und gleichzeitig Dorfrand. Am Beispiel der allgemein üblichen Rasenflächen wurde hier diskutiert, wie sie durch einfache Massnahmen zumindest zum Teil naturnäher gestaltet werden könnten: Teilflächen als spät-gemähte Blumenwiese, Aufstellen von Asthaufen und lückigen Steinmauern in einem räumlichen Relief etc. könnten bei vielen Gärten den optischen Eindruck auflockern und gleichzeitig vielen Organismen Nahrung und Verstecke bieten. Auch eine Hecke am Parzellenrand, die bis unten auf den Boden dicht gelassen wird, kann vielen Tieren nützlich sein.
So wurden bei jedem Garten Enpfehlungen aufgrund von bestehenden Beispielen und Möglichkeiten besprochen. Einen gemütlichen Abschluss bildete ein Aperitif und die anschliessende Verpflegungs-möglichkeit am Grill...
... unter der Regie unserer beiden Grillmeister und Vorstandsmitglieder Thomas Kaufmann und Geri Porriciello.
Es war eine äusserst informative Exkursion "im eigenen Raum", in wertschätzender und familiärer Atmosphäre. Herzlichen Dank allen, die dazu beigetragen haben! Wir hoffen, dass das Wissen um naturnahe Gartengestaltung sich ausbreitet und mithilft, dem grassierenden Artensterben gegenzusteuern.