Biberfrass am Rhein
Im Dezember 2021 wurde von verschiedenen Seiten gemeldet, dass eine wunderschöne alte Weide am Rheinuferweg unterhalb der Beobachtungsplattform vom Biber angenagt worden sei:
Wir nahmen mit dem Kraftwerkteam Kontakt auf, da der Baum in seinem Betreuungsbereich liegt und wir ihn vor dem vollständigen Gefälltwerden schützen wollten. Am Ende ihrer Abklärungen wurde uns eine Mitteilung seitens des Kantons weitergeleitet, die man kurz so zusammenfassen könnte: "Bäume können prophylaktisch geschützt werden, sobald sie aber angenagt sind, gehören sie dem Biber".
Hier die ausführliche kantonale Information betr. Biberschäden:
" Bäume entlang von Gewässern sind zwar als Ufervegetation grundsätzlich geschützt, dürfen aber vom Biber gefällt werden. Im Sinne des Jagdrechts handelt es sich bei angenagten und gefällten Ufergehölzen auch nicht um einen Wildschaden für welchen Kanton und Bund Entschädigung oder Präventionsmassnahmen zahlen könnten. Dies ist nur im Wald oder bei landwirtschaftlichen Kulturen möglich. Wenn das Interesse an Ufergehölzen (als Habitatbaum oder zur Verhinderung von Schäden) da ist, dürfen diese aber geschützt werden. In der Regel machen dies Privatpersonen oder Naturschutzvereine in den Gemeinden."
Daraus ist zu schliessen, dass der Biber wichtiger ist als mehrere hundert Arten von Lebewesen, die mit einem gefällten alten Baum ihr Habitat verlieren (bei alten Eichen z.B. offiziell auf ca. 800 Arten geschätzt). Umso wichtiger ist deshalb ihr Schutz noch VOR dem Eingreifen unseres grössten Nagetieres.
Dem Steiner Rheinufer entlang liegt die Pflege-Verantwortung beim Rheinkraftwerk. Wir vom NVS werden uns überlegen müssen, ob wir grosse alte Bäume in unseren eigenen Betreuungsgebieten prophylaktisch schützen, z.B. durch metallisches Maschengitter, wie dies früher am Rhein üblich war.
Von Bibern angenagte resp. gefällte Bäume gibt es auch auf beiden Seiten der Fridolinsinsel, die heute zu Deutschland gehört. Wir haben den Forstbetrieb Bad Säckingen darüber telefonisch informiert.
Ein weiteres Thema sind vom Biber gebaute Dämme, die Fliessgewässer stauen. Am Bustelbach in der Gemeinde Münchwilen gibt es seit einiger zeit einen solchen Biberdamm, der einen beträchtlichen Rückstau bis zur Brücke an der Industriestrasse verursacht.Wegen der Überschwemmungsgefahr wurde mit dem regionalen Biberverantwortlichen Kontakt aufgenommen und dieser Damm bereits zweimal durch eine Rinne im Damm künstlich um 30-40 cm abgesenkt:
Doch der Biber bleibt aktiv und hat nach dem 1. Mal den Damm gleich wieder aufgebaut und besser abgestützt, ein wirklich geschickter Baumeister. Wie das wohl weitergeht?