Nistkästen des NVS

Der NVS Stein betreut zurzeit 69 Nistkästen, davon 49 Meisenkästen, die übrigen (in absteigender Anzahl) für  Steinkauz, Waldkauz, Kleiber, Turmfalke, Wiedehopf, Fledermaus und Gänsesäger - zudem im Bereich "Nase" zwei Brutwände für Eisvögel. Letztere haben bisher keine eindeutige Belegung aufgewiesen. Alle übrigen Kästen werden jeweils vor der Nestbauzeit kontrolliert und gereinigt, vorzugsweise noch bei tiefen Temperaturen, damit Parasiten und Mikroorganismen sich noch in der Winterstarre befinden.

Ende Januar 2015 wurde mit je zwei Kleingruppen wieder an zwei Vormittagen die Aktion "Nistkastenreinigung" durchgeführt. Dabei wurde mit Erstaunen festgestellt, dass je ein Kasten aktuell von einem Waldkauz resp. Kleiber bewohnt war. Erfreulicherweise enthielten auch über drei Viertel aller Kästen Nestmaterial, hatten also mindestens einer Brut gedient. Zudem fiel auf, dass in vielen Meisenkästen 2 oder 3 Lagen von Nestmaterial übereinander geschichtet waren, hier hatte also eine zweite Brut oder eine Übernahme durch ein andere Vogelart stattgefunden.

Eine wesentliche Frage stellt sich jedes Jahr: von wem waren diese Kästen während der Brutzeit bewohnt? Zusätzlich zur üblichen Zählung wurde diesmal die Belegung der einzelnen Kästen, die ohne Leiter erreichbar waren, fotografisch festgehalten. Hier eine Auswahl typischer Befunde:

Es fanden sich eindeutig identifizierbare Nester von Kohlmeisen - durch ein dichtes Moos-Polster gekennzeichnet:

 

Auch bei Blaumeisen sah das Nest z.T. auf den ersten Blick sehr ähnlich wie ein Kohlmeisen-Nest aus...

... doch nach dem Herausnehmen mittels eines Spatels war zu erkennen, dass hier ein feiner Filz von Tierhaaren die Oberfläche bedeckte:

 

Die am häufigsten angetroffenen Belegungen konnten Spatzen zugeordnet werden: relativ grob geflochtenes Nestmaterial in Form von Grashalmen, Federn, einzelnen Blättern etc. - so ziemlich alles, was man bei einem Feld oder Waldrand einsammeln kann...

... und von oben gesehen:

 

Allerdings ist zu vermuten: auf diesem groben Halm-Nest waren die jungen Spatzen wohl nicht sehr komfortabel gelagert:

 

Was für Spatzen-Nester ebenfalls typisch sein soll, wurde z.T. vorgefunden: zusätzlich eingelagertes "Fremdmaterial", z.B. Fetzen von Plastiksäcken...

... oder feine blaue Bastfäden aus Kunststoff:

 

Letztes Jahr erschraken einmal die Kontrolleure ebenso wie der Bewohner: beim Öffnen des Nistkastens rannte eine Haselmaus blitzschnell heraus und erinnerte uns an die "fastest mouse of Mexico". Das Nest war vor allem mit Blättern ausgepolstert und auch dieses Jahr wurden einige solche Nesttypen gefunden. Allerdings waren sie meist auf ein bestehendes Nest aufgesetzt worden, wie z.B. in die Vertiefung im Nest einer Kohlmeise, die offenbar ihr Nest verlassen hatte. Der Anblick von vorne sah so aus...

... von oben dann so:

Also: darunter und aussen Kohlmeise, innen in der Vertiefung Haselmaus!

Auch wurden gleichartige Nester gefunden, die einen Vorrat an Beeren enthielten. Sie sind vermutlich ebenfalls der Haselmaus zuzuschreiben.

 

Relativ oft wurden auch Nester vorgefunden, die man als "mehrstöckig" bezeichnen könnte: 2 bis 3 unterscheidbare Lagen von Nestmaterial deuteten auf mehrfache Belegung, z.T. durch dieselbe Vogelart, z.T. auch durch Meise gefolgt von Spatz oder Haselmaus. So war ein Teil der Kästen im wörtlichen Sinn "bis ans Dach gefüllt":

Bei genauem Hinschauen kann man hier drei verschiedene Lagen übereinander vermuten!

Leider war auch nicht jede Brut erfolgreich. So wurde z.B. in einem Nest ein fast ausgewachsener Spatzen-Jungvogel vorgefunden (am linken Nestrand)...

... und in einem Blaumeisen-Nest lagen 6 unausgebrütete Eier:

 

Zuguter Letzt: in einem Steinkauz-Kasten zeigte sich eine seltene Fremdbelegung: zwei Lagen von Hornissen-Waben...

... die auch einige abgestorbene Hornissen-Larven enthielten:

Neben all diesen lehrreichen Beobachtungen hoffen wir auch, dass die Reinigungsaktion wieder den Boden für erfolgreiche Vogelbrut im kommenden Frühjahr bereitet hat!

Zu den obenerwähnten Tierarten, die 2014 unsere Nistkästen belegt haben, gibt das online-Lexikon Wikipedia ausführliche Informationen:
- Kohlmeise
- Blaumeise
- "Spatz": HaussperlingFeldsperling und Familie der Sperlinge
- Haselmaus

Und wussten Sie schon?: der Spatz (Haussperling) ist von der Organisation "Schweizer Vogelschutz / BirdLife Schweiz" zum Vogel des Jahres erklärt worden. Sie schreiben dazu:
"Selbst der anpassungsfähige Hausspatz – wie der Haussperling auch genannt wird – ist in gewissen Gebieten der Schweiz um über 40 % in seinen Beständen zurückgegangen. Es fehlt ihm zunehmend an geeigneten Nistplätzen und an Insektennahrung für die Aufzucht der Jungen."
Weitere Einzelheiten einschliesslich möglicher Gegenmassnahmen finden Sie auf der zitierten Webseite.